"KÖNIG DES GLÜCKS" Deutschlandpremiere München 1999
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG “Mozart applaudiert”“Dies ist ein geniales Stück. Wer Wolfgang Staribachers Umarbeitung der Mozart-Oper “Il re pastore” zum “König des Glücks” nicht besucht, verpaßt einen Abend rarer Köstlichkeit…
Der Tastenmusikant Staribacher, Vorliebe Akkordeon, hat mit der in inszenatorischen Grenzgängen nicht unerfahrenen Claudia Weinzierl ein auf den ersten Blick völlig schräges Konzept für diese Opern-Adaption umgesetzt: Zusammengehalten von recht wortspielerischen Texten aus der Feder Friedhelm Kändlers (wunderbar gesprochen von Anne-Isabellle Zils), reihte man die musikalisch interessantesten Passagen aus “Il re pastore” zum Nummernprogramm, dessen Dramaturgie aus Laut und Leise, Schnell und Langsam den Gesetzen der Popkonzerte entspricht. Staribacher hat so Mozarts Idee, das ohnehin dürftige Libretto zum reinen Musikdrama einzudampfen, weitergetrieben…
Die Verfremdung des ursprünglichen Klangs zur “Crossoper” geschieht durch Uminstrumentierung (brillante Musiker an Geige, Bratsche, Fagott, Baß, Percussion neben des Meisters Quetsche), durch geschickte Partiturentschlackung und dezente, aber den Originalton deutlich brechende Verstärkung. Auf diesem Sound liegen die vier phantastisch gecasteten Stimmen der vier Akteure:
Katia Guedes dunkler Sopran bekam strahlendes Feuer, Annette Koch spielte federleicht mit den Koloraturen. Brachte Christian Wolf mit seiner Rockstimme plötzlich hefiges Zucchero-Feeling in den Saal, so dominierte letztlich der farbige Countertenor Charles Maxwell mit androgynem Sexappeal und schier unglaublichem Stimmumfang vom Bariton bis zur sopranen Höhe…
Agierend auf einer raffiniert frugal angerichteten Bühne, gewandet in einerseits rollentypische, aber modisch hochaktuelle Kostüme, wurde auch so detailverliebt der Transformation Mozarts ins Heute Rechnung getragen…
Es kam bei diesem “König des Glücks” alles zusammen, was zum Glück gehört: Lust an der Musik, Mut zum Risiko, Gefühl für Klang und Timing; und das wichtigste: Mozart wurde nicht verraten. Er hätte, ganz sicherlich, seine Freude daran gehabt.”
ABENDZEITUNG MÜNCHEN
“Rock me Amadeus: Mozart ist lebendig”
“Das Wagnis auch mal innovatives Musiktheater aus Europa zu zeigen, hat sich mehr als gelohnt. Begeistert-hingerissen trampelte und klatschte Münchens Society bei der Premiere von “König des Glücks” im Deutschen Theater…
“Ein Abend voller Mut, Witz, Phantasie, Lebenslust und Sinnlichkeit” schwärmte Komponist Eberhard Schöner über die gegen den Strich gebürstete Oper mit der rockigen Mozartband, die schon bei den Wiener Festwochen 99 zur Welturaufführung euphorisch gefeiert wurde…”
“Flottes Schäferstündchen”
“Eine Serenade bitte. Kann man in diesem Bumslokal keine Serenade kriegen? – In schlichtem Schwarz wandert die Frau am Bühnenrand entlang. Schauspielerin Anne-Isabelle Zils erzählt Alltägliches, sinniert über die Einsamkeit, über Unterhaltung. Mal Reim, mal Slapstick, mal Wortsinnverdrehungen à la Eugen Roth (Texte von Friedhelm Kändler). Was hat das mit Mozart zu tun?
Viel. Man muß sich nur darauf einlassen wollen. Wie Wolfgang Staribacher Mozarts Jugendoper in die Klangsprache heutiger Unterhaltungsmusik übersetzt, wie er die message der opera seria – man muß nur miteinander reden, – mit Phantasie über die Rampe bringt: er muß Mozartkenner und -liebhaber sein…
Die Story kann man kennen, muß man aber nicht. Die Zwischentexte erklären den Sinn dessen, was da in italienischer Sprache gesungen wird. Lachen ist erwünscht, und die Arien zwischen ernsthaft und Schlager sind herzerfrischend schön…Genial der Schluß: eine kesse Serenade, die leise im rhythmischen Schnipsen verklingt. 90 hinreißende Minuten – für jeden, der noch unvoreingenommen ins Theater gehen kann…”
TZ MÜNCHEN
“Tanz den Wolfgang”
“Staribacher hat sich aus Mozarts Musik gekonnt bedient, hat rockige Riffs und Volksmusikwurzeln entdeckt und für ungewöhnliche Besetzung arrangiert… Die virtuosen, improvisationssicheren Musiker kommen Mozarts Absichten damit näher als so mancher kreuzbrave Nachbeter…”
“Ein Hüftschwung begeistert die Münchner Gesellschaft”
“Ein Abend voller großer Gefühle, ein Abend voller Glück – das war für viele prominente Gäste die Premiere “König des Glücks”... “Eine Reise ins Universum Mozart” wie es Wolfgang Staribacher versprochen hatte. Und die haben die begeisterten Zuhörer auch bekommen. Jubel, Getrampel, Riesen-Applaus und ein verliebtes Publikum…
Die einen verschenkten ihr Herz an die große blonde Annette Koch, Mezzosopran und göttliche Diva. Die anderen an Charles Maxwell, den Countertenor mit der dunklen Hautfarbe, der über vier Oktaven singt und seine Hüften wie Michael Jackson schwingt…”
SZ EXTRA
“Mit Pauke und Pranke”
Die Crossover-Fans sollten nicht zu früh jubeln. Dieser Mozart im Jazzgewand kommt nicht pflegeleicht daher, weichgespült und kosmisch gezirpt. Er gönnt sich durchaus Pauke und Pranke…
BAYERISCHE STAATSZEITUNG
“Ein fesselndes Experiment”
“Große Werke der Vergangenheit haben stets in den nachfolgenden Generationen Bearbeitungsgelüste geweckt: Shakespeare hat Plutarch geplündert, Bach hat Vivaldi umgeschrieben…Aber in unseren Tagen, wo die Epigonen sich der Hochkonjunktur erfreuen, wuchert die Bearbeitungs-, nobler: die Anverwandlungskultur geradezu tropisch…Bei Mozart dachte man bislang lutherisch ”..sie sollen lassen stahn…”, aber der hochmusikalische Wolfgang Staribacher überzeugte im Deutschen Theater das um Wolfgang Amadeus besorgte Publikum, das zumindest “Il re pastore” den Transport aus der Fürsterzbischöflichen Residenz von 1885 in die Rock’n’Roll-Welt ohne Blessuren überstehen kann.
Sieben enthusiasmierte Musiker, alle wahre Virtuosen, machen sich mit Akkordeon, Hammond, Geige, Bratsche, Fagott, E-Baß und Drums über Mozarts Noten her – und je weniger es nicht nur nach neu instrumentiertem, sondern nach umkomponiertem, synkopisiertem, mit heutigem Lebensgefühl erfülltem Mozart klingt, desto mehr fesselt das Experiment…Wenn mit Christian Wolf ein toller Bluessänger auftritt, der die Operndiven in sexy wippende Girls verwandelt, die Schlagzeuger zum Ausrasten animiert, dann steigert sich der Drive, die Fetzen fliegen, das zündet, das löst Beifallsgejohle aus…”